Lieber Hans,
im November vorigen Jahres erhielt ich das Buch,mit dem Titel „Das Leben
ist so schön, wenn man darüber lächeln kann ! Johann Schaas erzählt über
Reichesdorf „ von Andrea Rost.
Im Vorwort des Buches heißt es u.a."Dieses Buch ist aus dem Wunsch
entstanden, die Erinnerungen des Johann Schaas über sein Dorf und das Leben
dort zu berichten. Denn viele Menschen, die die Kirche in Reichesdorf
besuchen, sind fasziniert von den vielen Geschichten, die Johann Schaas
bereitwillig erzählt, und viele wollen mehr erfahren und seine Erinnerungen
nachlesen.Denn es ist wertvoll, was er über das Leben in einem sächsischen
Dorf heute und in der Vergangenheit zu berichten weiß".
Weiter heißt es:" Das vorliegende Büchlein gibt die subjektiven Erzählungen
des Johann Schaas wieder und erhebt nicht den Anspruch historische oder gar
wissenschaftliche Fakten zu nennen". Soviel aus dem Vorwort.
Sowie ich das Buch in den Händen hielt, begann ich es zu lesen, und in kurzer
Zeit hatte ich es einmal im Schnelldurchlauf ausgelesen. Dann habe ich es ein
Zweites mal nochmals aufmerksam gelesen. Im Buch ist viel biografisches
enthalten, sowie vieles aus und über Reichesdorf.
Mit dir, lieber Hans, bin ich gleichaltrig und wir sind zusammen in Reichesdorf
gemeinsam zur Schule gegangen (bis einschließlich zur 5. Klasse).
Hans du bist ein heller Kopf, agilem Verstand und mannigfaltigen Wissen,
sowie Arbeit und Fleiß. Dieses sind deine Eigenschaften. Dieses ist keine Lobhudelei sondern entspricht der Realität. Deine Verdienste um Reichesdorf, wo
wir dich allein zurückgelassen haben sind unbestreitbar. Persönlich habe ich
mehrmals wenn ich deine Hilfe benötigte, an dich appelliert und diese
problemlos erhalten.Dafür danke ich dir auch heute noch.
Nun zum Buch.
Meiner Ansicht nach, hast du vor der Drucklegung des Buches, das Manuskript
nicht durchgelesen, denn nur so kann ich mir erklären, dass es an mehreren
Stellen Widersprüchliches und Ungereimtheiten gibt. Wenn ich diese nun
aufzähle, so geschieht das keineswegs mit der Absicht deine Erzählung zu schmäleren, sondern nur Einiges, richtig zu stellen.
Ich werde die jeweilige Seite des Buches anführen, wo mir Einiges aufgefallen
ist, und was ich nicht so stehen lassen möchte.
Also los. (HS: = Hans Schaas, HB:= Heinrich Bruckner)
Seite 12
HS: Diesen Ortsrichter unterstand der Kirche und dem Pfarrer. Deswegen
wählte auch das Presbyterium diesen Ortsrichter.
HB: Ob das in ganz früheren Zeiten so gewesen sein mag, weiß ich nicht.Der
Ortsrichter unterstand nicht der Kirche, sondern der politischen Gemeinde
(Trennung von Staat und Kirche). Die Vorgesetzten des Dorfrichters waren der
Stuhl-öder Oberstuhlrichter und der Präfekt.
Seite 13
HS: Später wurde aus diesem Richter der Ortsgruppenleiter, das war bei uns der
Offner.
HB: Der Ortsgruppenleiter war nie Dorfrichter. Der Dorfrichter war der
staatliche Vertreter des Dorfes, während der Ortsgruppenleiter der Vertreter der
deutschen Volksgruppe des jeweiligen Ortes war.
HS: Im Dorf lebten ungefähr 1300 Sachsen und hundert Andersnationale.
HB: Die Einwohner von Reichesdorf, waren zahlenmäßig ( Lexikon der
Siebenbürger Sachsen)
im Jahre 1786 = 957 Einwohner
im Jahre 1850 = 1206 Einwohner
im Jahre 1910 = 1249 Einwohner
im Jahre 1941 = 1356 Einwohner, davon waren 884 Sachsen (65%)
Da in den Jahren 1786,1850 und 1910 die gesamte Einwohnerzahl angegeben
wurde, waren noch außer den Sachsen auch Rumänen, Zigeuner und ein paar
Ungarn in dieser Zahl erfasst.
Seite 22
HS: Ein großer Teil gehörte ihnen und sie hatten dort ein „Moures".
HB: Der Ausdruck Meierei oder Meierhof wäre passender gewesen.
Seite 24
HS:.....hatte der Vater Mais nach Hause gebracht und diesen an die
„Dienwaund" (dünne Wand) angelehnt.
HB: Die „Dennwund" leitet sich nicht von „dünne Wand" ab, sondern von dem
Wort'Tenne". Die Dennwund war eine Bretterwand (etwa 1-1,5 m hoch)
welche die Seitenteile der Scheune von der Tenne(Denn) trennten.
Seite 36
HS: .. ..aber in Birthälm gab es den Herren Doktor Richter. Es war ein
Anverwandter vom Doktor Richter aus Schäßburg. Das war ein ganz
intelligenter Mann, aber etwas seltsam. Er hielt sich Ziegen, mit denen er
herumspazierte ,und hatte einen großen Bart.
HB: In Birthälm war Dr. Friedrich Richter Kreisarzt. Sein gleichnamiger Sohn
war HNO Arzt in Schäßburg.
Da bringst du etwas Durcheinander.
In Elisabethstadt gab es den ehemaligen Dr.Friedrich Richter, welcher in den
späten 1930-ger Jahren, nicht mehr als Arzt praktizierte. Wohl auf Grund einer
psychischen Erkrankung, trennte er sich von seiner Frau und seinen Kindern. Er
führte von da ab ein einfaches (primitives) Leben (zurück zur Natur) in seinem
Hause. Er hielt Hühner und Ziegen. Mit den Ziegen ging er täglich zur Weide.
Wenn ich als Kind bei meiner Großtante Johanna Femengel für ein paar Tage in
Elisabethstadt weilte (Sie wohnte Haus an Haus mit F:Richter) habe ich ihn oft
mit seinen Ziegen gesehen, mit weißem Bart, an den Füßen mit Sandalen,
einem verblichenen, ehemals blauen Leinenmantel bekleidet. Man durfte ihn
nicht mit Herr Doktor ansprechen, sondern nur mit Ohm. Auf mich machte er
immer den Eindruck einer alttestamentarischen Gestalt.
Seite 44
HS: .. ..der Göckler mit der Wollkämmerei hatte auch eine Reichesdorferin zur
Frau.
HB: Gemeint ist wohl die Wollkämmerei von Friedrich Dressler in Mediasch.
Friedrich Dressler jun. heiratete Margaethe geb. Stolz aus Reichesdorf.
HS: Einer war Hauptverantwortlicher beim Schiffsbau in Constanta.
HB: Wer ? Da hätte ich gerne den Namen erfahren.
Seite 46
HS: In meiner Klasse waren wir 32 Kinder und davon nur neun Mädchen.
HB: In der l.Schulklasse (1940-1941) waren wir 38 Schüler,26 Jungen und 12
Mädchen.Sieh dir das Foto von unserm Schulausflug am I.Mai 1941 nach
Nimesch an, da findest du 11 Mädchen( es fehlt auf dem Bild Enni Ergas) und
23 Jungen (es fehlen auf dem Bild Untch Georg,Roth Michael, Alzner Martin)
Seite 46
HS: Aus meiner Klasse gingen die Ergas Jinni.die Draser Jinni, der Bruckner
Hein, der Stolzen Gust,der Löw Oinz (ins Lyzeum)
HB: Richtig Ergas Enni. Ich ging schon ein Jahr früher aufs Gymnasium nach
Mediasch (im Schuljahr 1945-1946), erst ein Jahr später folgten dann Gust
Stolz, Andreas Löw und Hans Schaas H.Nr.22
Seite 47
HS: Die Ergas Enni war in der siebenten Klasse.
HB: Das stimmt nicht, da sie schon nach der 5. Klasse das Gymnasium in
Mediasch besuchte.
Seite 62
HS: In der Zeit, als Meyndt dann Chorleiter war, da waren einige stolz darauf
und einige sehr zornig, denn seine Wirtschaft ist nicht gut gegangen.
HB: Georg Meyndt war kein Bauer,sondern Gemeindenotär und was er uns
Bleibendes hinterlassen hat,sind seine Lieder. Es stimmt dass seine
Landwirtschaft nicht besonders gut lief. Er soll einmal auf seinen Misserfolg
hinweisend, gesagt haben: "Wenn ich Hutmacher geworden wäre, kämen die
Leute sicher alle ohne Köpfe auf die Welt". Vielleicht hat er mit den Köpfen,
oder Kopflosen auch noch etwas anders gemeint.
Seite 65
HS: Mein Vater wollte mich nicht auf die Buchhalterschule schicken.Das war
wahrscheinlich auch nur so eine schnelle Schule, denn die Kollegen , die damals
gegangen waren, der Chefbuchhalter Herbert zum Beispiel, der war genau so
wie ich dazu gekommen.
HB: Was du Hans da meinst verstehe ich nicht.
Chefbuchhalter Otmar Herberth hatte die Höherer Handelsschule in Kronstadt
besucht. Um diese Schule zu besuchen, musste man zuerst das Untergymnasium
(Gymnasialklassen 1-4) absolvieren und dann folgte die Ausbildung an der 4
jährigen Handelsschule. Ist das für dich eine schnelle Schule?
Ich selber habe nach dem Untergymnasium in Mediasch, diese Schule von
1948-1952 besucht. Da lernte ich auch Otmar Herberth kennen. Er war 5 Jahre
älter als ich, musste aber diese Schule ab Januar 1945 unterbrechen, da er direkt
von der Schulbank zur Zwangsarbeit in die Sowjet-Union deportiert wurde.
Nach seiner Rückkehr absolvierte er diese Schule.
Nach der Verstaatlichung der Ev. Höheren Handelsschule in Kronstadt
(ofizieller Name bis 1948) hieß sie nun : Technische Handelsmittelschule.Mit
dem Diplom dieser Schule, erreichte man Hochschulreife. Mein Diplom wurde
hier in Deutschland anerkannt (Qualifikationsgruppe 2 ).
Soviel zur schnellen Schule.
Seite 82
HS:.....denn ihre Eltern waren auch im Saal. Der Hügel Oinz wollte sie gleich
dort verlangen.
HB: Das stimmt so nicht. Andreas Hügel hat um die Hand von Anna Hienz nicht
bei einer Hochzeit im Saal angehalten. Das war 1955. Damals durften keine
Hochzeiten im Saal abgehalten werden.
Dieses geschah bei der Hochzeit von Regina Hienz (der jüngeren Schwester
von Anna Hienz) mit Johann Greger, in ihrem Elternhaus (Heinrich Hienz
HNr.154) in Reichesdorf. Was dabei gesagt wurde ist mir nicht bekannt.
Seite 88
HS: Bei der Hochzeit ging der Bräutigam die Braut zu Hause abholen.Im
Brauthaus waren alle jungen Frauen unter einem Leintuch versteckt......
HB: Hans, da verwechselst du meiner Ansicht nach, den ersten mit dem zweiten
Hochzeitstag (Junge-Frauen-Tag).
Seite 110
HS: Einmal starb ein alter Bruder, der Nemenz Sam.
HB: Da meinst du wohl den Hügel Samuel HNr. 356
Seite 124
HS:.... gab es bei uns auch einen Tanzplatz...Wann er gemacht wurde weiß ich
nicht.
HB: Hier zitiere ich aus dem Buch: „ Wer nicht läuft der wird gefangen.
Erinnerungen aus Siebenbürgen" von Johanna Leonhardt geb.Stolz. Auf Seite
149 heißt es da: „ von meiner Mutter weiß ich, dass der Tanzplatz in
Reichesdorf von meinem Urgroßvater Georg Meyndt unter den alten Buchen
angelegt worden war. Er,das war bekannt, hatte als Notar des Ortes viel
Verständnis auch für das Gesellige einer Dorfgemeinschaft, und was ist
Geselligkeit ohne Tanz". Soweit das Zitat.
Seite 144
HS: In dieses „ Moisschaff" (Mostschaff)
HB: Nicht Mostschaff sondern Messschaff (Hohlmaß), weil damit der Wein
gemessen wurde.
Seite 147
HS: Herr Pfarrer Binder machte sich schön langsam Herr über die
Nachbarschaften und wollte dirigieren.
HB: Im Reichesdorfer Heimatbuch, ist ab Seite 177 nachzulesen., unter Punkt
G.Nachbarschaften:
-
Alle selbstständig gewordenen Mitglieder der Pfarrgemeinde männlichen und weiblichen Geschlechtes treten aus der Bruder - und Schwesternschaft in eine neue Gemeinschaft- die Nachbarschaft- ein, welche nach altem sächsischen Herkommen unter die Oberaufsicht der Kirche gestellt ist (Satzung aus dem Jahr 1898 ).
Ordnung des kirchlichen Lebens in der evangelischen Kirche A.B. In Rumänien
(aus dem Jahre 1932)
S.9 Die Pflichten des Pfarrers sind insbesondere die folgenden.....
Punkt 5 Die Aufsicht über die kirchlichen Nachbarschaften, Bruder-und
Schwesternschaften (§ 38) zu führen und für die sittlich-religiöse Erziehung der
Jugend zu sorgen
HS: „schuffelten" (tratschten)
HB: hier hätte eigentlich spötteln oder lästern besser gepasst.
Seite 164
HS: Der Bruckner Dolf, auch einer aus dieser Brucknerfamilie, die glaubten,
sie wären etwas mehr als die andern.
HB: Das lasse ich nicht kommentarlos so stehen, lieber Freund.
Zugegeben, Bruckner Adolf, mein Onkel, war angeberisch und auch
großtuerisch veranlagt. Dieses aber pauschal über die Brucknerfamilie zu sagen,
ist nicht richtig und auch nicht wahr.
Deine Angewohnheit, lieber Hans, ist immer wieder (auch auf DVD) insgesamt
die Reichesdorfer als eingebildet und hochnäsig zu bezeichnen. Schließlich bist
du auch ein Reichesdorfer, also bezöge es sich auch auf dich. Wie wäre es
gewesen den Ausdruck stolz und selbstbewusst zu verwenden ?
Die Brucknerfämilie hat im 18. 19. und auch 20. Jahrhundert einen Pfarrer,
Ärzte, Professoren, Lehrer, Apotheker und nicht zuletzt tüchtige Landwirte
gestellt. Mein Vater war ein besonnener und tüchtiger Mensch,und zählte, wenn
du es so akzeptierst, mit zu den besten Landwirten Reichesdorfs. Da könnte ich
noch mehr dazu sagen, aber ich lasse das lieber, denn es heißt: „ Wer sich
dauernd seiner Vorfahren rühmt ist wie eine Kartoffel. Der bessere Teil liegt
unter der Erde":
Seite 182
HS: Mein Vater war in Mediasch gewesen und jedes Kind hatte einen Knicker
bekommen.
HB: Aus meiner Kindeheit erinnere ich mich, so wie du lieber Hans, an den
Knicker. Er bekam dann noch einen Zunamen „Kneddelwerjer" (Knödelwürger)
Seite 184
HS: Die hatten das Recht, ein Felpes (kleines Schaff).....
HB: Felpes würde ich ins Deutsche mit Korb übersetzen (Felpes = aus
Rutengeflecht hergestellter größerer Korb).
Seite 192
HS: Weinkäufer waren die Kronstädter, Bukarester und Leute aus Constanta.
HB: Hier sollten die vielen Szekler Weinkäufer nicht unerwähnt bleiben.welche
jede Menge Reichesdorfer Wein kauften. In meiner Erinnerung fehlen
Weinkäufer aus Constanta, d.h. nicht dass es diese nicht gab.
Seite 196
HS: Es gab drei Fassbinder im Dorf Zillmen Johann, Untch Samuel und
Nemenz Samuel.
HB: Letztgenannter Fassbinder war nicht Nemenz Samuel, sondern Hügel
Samuel HNr. 356, auch Bedner Sam genannt.
Seite 207
HS: Etwas später hat man in Birthälm einen großen Keller gebaut. In den
Jahren 66-68 haben wir Sondierungen gemacht, da haben wir schon zu
Meschen gehört mit der Staatsfarm.
HB: Die Großkellerei (Crama) in Birthälm wurde 1963 fertiggestellt und in
Betrieb genommen. Sie gehörte zum Staatsgut Reichesdorf. Da war Samuel
Kloos Kellermeister, dein Schwiegervater.
Seite 208
HS: 1968 oder 1969 muss der Keller dann fertig gewesen sein.
HB: Stimmt nicht. Wie oben erwähnt war der Keller schon 1963 fertig und in
Betrieb genommen. Damals war Önologe Ing. Bocioanca in dieser Kellerei.
Buchhalterisch habe ich diese Investitionsarbeiten an dem Keller erfasst, da ich
zu jenem Zeitpunkt Buchhalter (Abteilungsleiter der Buchhaltung = Sef
serviciu contabilitate) bei der Zentrale (centru) des Staatsgutes in Reichesdorf
war.
Seite 214
HS: der „vin de Jidvei" ( Seiburger Wein)
HB: Richtig heißt es „ Seidener Wein"
Seite 219
HS: Er (Muresan) wohnte in einem sächsischen Haus in der Nähe der
rumänischen Kirche.
HB: War es ein sächsisches Haus ? Es stand unterhalb der rumänischen -
orthodoxen Kirche und war die rumänische Lehrerwohnung..
Seite 227
HS: Herr Pfarrer Herberth, der Stolzen Gust, der Langen Gust mussten ins
Gefängnis.
HB: Gustav Lang war in diesem Falle nicht der Dritte im Gefängnis, sondern
das war Johann Schlosser HNr. 44.
Seite 228
HS: Einen Enteignungsschein für das Haus hat nur der Bruckner Hein
bekommen.
HB: Einen Enteignungsschein für mein Elternhaus haben wir nie bekommen.
Aus meinem Elternhaus, wurden wir im September 1952 buchstäblich auf die
Straße gesetzt. Damals war der berüchtigte Vorsitzende des Volksrates,
Sepeteanu (Er beging später Selbstmord in Reichesdorf) und Milizchef war
Basarabeanu. Mein Vater und ich wurden eine ganze Nacht auf dem
Milizposten festgehalten, aber ohne dass physischer Druck ausgeübt wurde,
wohl aber psychologischer. Gleichzeitig wurden damals die Eltern meiner
späteren Frau, Karl und Anna Fernengel,ihre Großmutter Sofia Femengel aus
ihrem Haus (H Nr.9.), ebenso wie Familie Eduard und Anna Draser, mit
Tochter Anna Salmen und Enkelin Edda Salmen Haus Nr.122. hinausgeworfen.
Seite 228
HS: Er war die Ausnahme, denn ihn sollte man total fertig machen, weil der
Bruckner Hein vor der deutschen Zeit Ortsrichter gewesen war.
HB: Vor der deutschen Zeit ? Mein Vater war Ortsrichter von Reichesdorf von
1942- 23.August 1944, übrigens der letzte sächsische Richter, in
vorkommunistischer Zeit.
Mit Michael Offner welcher Ortsgruppenleiter der deutschen Volksgruppe in
Reichesdorf war, hatte mein Vater manche heftige Auseinandersetzung, da
dieser immer wieder versuchte sich in die Ortsgeschäfte einzumischen.Es war
damals nicht leicht, irgendwie ein Gleichgewicht im Orte zu sichern.
Damals war Gemeindenotär Herr Avram Crisan, welcher meinen Vater achtete
(Beweis sind seine späteren, wiederholten Besuche in meinem Elternhaus) und
welcher in Bezug zu den Eigenmächtigkeiten des Ortsgruppenleiters sagte:
„ Offner vrea sä faca un stat in stat". (Offner will einen Staat im Staate
machen ).
Seite 238
HS: Er (Mattes) ging dann eine Zeit lang nach Meschen arbeiten, zusammen
mit dem Bmckner Hein, der dort Buchhalter war.
HB: Bei dem neu gegründeten Staatlichen Landwirschaftsbetrieb (SLB)
Meschen (rumänisch: Intreprinderea Agricola de Stat) war ich nicht
Buchhalter, sondern meine rumänische Berufsbezeichnung war „ sef birou
financiar" (Bürochef der Finanzen).Das war ab l. September 1967. Nach
Auflösung dieses Postens, war ich für kurze Zeit Revisor. Ab dem l. Mai 1968
endete, auf eigenen Antrag, mein Angestelltenverhältnis bei diesem Betrieb.
Seite 239
HS: 1991 wurde ich Adjuvantenchef, weil der Musikantenprimus Dr.Hans
Hügel weg war.
HB: Dr. Nein. Hans Hügel Ja.
Seite 244
HS:.....hatte man das Haus dem Marzn gegeben.
HB: ? Vielleicht meint man da die Familie Anna Stolz
Seite 245
HS: Es waren noch der Bruckner Sam.
HB: Bruckner Sam gab es in Reichesdorf nicht. Gemeint ist wahrscheinlich
Samuel Drotleff.
Seite 265
HS: Sie stammte aus der Dobrudscha und ihr Sohn ist Ingenieur.
HB: Gemeint ist Frau Stoica, deren Schwiegersohn ist Ing. Buzudgan. Frau
Stoica stammt aus der Nähe von Braila.
Seite 278
HS: Die Frau G. Hatte das Pfarrhaus gemietet, um dort Jugendliche zu beherbergen.
HB: Warum, nennst du hier Hans nur eine Initiale ? Ansonsten bist du so
freimütig auch bei kritischen, um nicht beleidigenden Dingen zu sagen, den
vollen Namen zu nennen.
Seite 292
HS: Es hieß zuerst Reihersdorf und dann wurde daraus dann Reichersdorf und
zum Schluss Reichesdorf.
HB: Das ist von dir eine persönliche Interpretation. Es stimmt dass der Reiher
das Reichesdorfer Wappen seit dem Jahre 1516 prägt (also seit fast 500 Jahren).
Der Name Reichesdorf kommt aber nicht vom Reiher.
Die erste urkundliche Erwähnung Reichesdorf aus dem Jahre:
1283 ist „Villa Richuini"
1359 dann „Villa Richvini"
1510 dann Richesdorff
1532 Rychesdorff.
Seite 293
HS: Ich teile die Leute eigentlich ein wenig anders ein, nicht nach ihrer
Wichtigkeit, sondern nach Köpfchen.
HB: Jeder Mensch hat einen Kopf, im Diminutiv Köpfchen. Manche Menschen
bezeichnetest du Hans namentlich „ er hatte einen schweren Kopf . Während
meiner vielen Lebensjahre, habe ich immer wieder feststellen können, das sich
im Leben oftmals solche Menschen gut bewähren, ja manchmal sogar besser,
als jene mit "hellen Köpfchen". Es ist weder unsere Schuld noch unser
Verdienst für den Kopf welchen wir haben und dessen Beschaffenheit liegt nur
bedingt in unseren Händen.
Soviel Hans, über einige Stellen im Buch über welche ich nicht kommentarlos
hinweg gehen konnte. Allerdings sind es nicht alle. Ich hoffe dass du mir dieses
nicht übel nimmst.
Dieses Buch erfasst deine Erinnerungen, so wie du sie erzählt hast, mit der
Bemerkung im Vorwort „subjektiv". Konsultiert man den Duden oder auch das
Internet, so findet man unter dem Wort „Subjektivität" oder „subjektiv", eine
ganze Menge Worterklärungen, wie z.B. persönliche Auffassung,
Unsachlichkeit, persönlich, ichbezogen, befangen, einseitig, von persönlichen
Gefühlen.Interessen, von Vorurteilen bestimmt, eigen, individuell, parteiisch,
verzerrt, tendenziös. Also Hans du siehst die Auswahl ist groß, suchen wir uns
jeder für seine Sichtweise eine aus.
Dieses soll keineswegs ein Verriss des Buches sein, welches uns neben einigen
Mängeln, vieles über Reichesdorf erzählt, wie es war. Allerdings habe ich eine
etwas andere Sichtweise, aber wie gesagt subjektiv.
Bei dir kommen viele Menschen, Reichesdorfer nicht gut weg. Ausnahme bildet
Herrr Pfarrer Herberth,wo ich ganz auf deiner Seite bin. Er war eine
Persönlichkeit, mit nachhaltiger positiver Wirkung für die Gemeinde
Reichesdorf.
Es mag wohl in persönlichen Ermessen liegen, so wie du es tust, über ehemalige
Kameraden, Arbeitskollegen und sogar Freunde zu sprechen, mit Betonung des
„Negativen". Es entsteht bei mir der Eindruck dass da unterschwellig eine
gewisse Häme, ein kleines Rachegefühl, eine Abrechnung zu finden ist. Sollte
ich mich in meiner Annahme getäuscht haben, um so besser.
Nun kommen die Schuldzuweisungen über die Auswanderung, den Exodus.
Auf Seite 240 des Buches, schreibst du:" Die größte Schuld am Auswandern in
Reichesdorf trägt der Herr Pfarrer Binder.
Auf Seite 247 heißt es dann. „Es gab keinen Ausweg. Unser Volk hat an den
Frauen versagt":
Der Beitrag von Frau Ruxandra Hurezen, mit dem rumänischen Titel" Trista
poveste a ultimilor sasi din Transilvania. Fabula lui Hans despre iezenul fugarit
de vulpe" zu deutsch „ Die traurige Geschichte der letzten Sachsen in
Siebenbürgen. Die Fabel von Hans über den vom Fuchs verjagten Dachs",
wurde am 7.November 2008 ins Netz (Internet) gestellt und von Frau Hannelore
Baier in der „Allgemeinen Deutschen Zeitung" vom 27.November 2008
kommentiert.
In dieser von dir gestalteten und erzählten ich gestehe von mir bewunderten,
Fabel, machst du den Fuchs (Geschichte) für die Auswanderung verantwortlich.
In ein paar Worten, der Inhalt der Fabel: Der Dachs seine kräftigen Beine
nutzend, gräbt sich selber einen Bau, in welchem er wohnt. Der schlaue Fuchs
bemühte sich nicht, einen eigenen Bau zu errichten. Statt dessen verrichtete er
jeden Morgen seine Notdurft vor dem Dachsbau. Dieser um dem Gestank zu
entgehen gräbt sich einen neuen Bau.Doch die Sache wiederholt sich,und der
Dachs sieht schließlich keinen ändern Ausweg mehr, als das Weite zu suchen.
Die Moral,der von dir erzählten Fabel.ist:" Der Fuchs ist die Geschichte ,
(Historie ), welche zu wiederholten malen, ihre Notdurft, ihren Ballast, vor den
Türen der Sachsen hinterließ, bis diese das Feld geräumt haben und weggezogen
sind".Diese Kurzfassung von mir, entspricht nicht ganz der von dir gestalteten
und ausführlicher erzählten Fabel. Diese ist besser im Originaltext nachzulesen.
Die Geschichte ist in diesem Fall: Deportation, Enteignung, politischer Druck,
Diskriminierung. Man könnte noch mehr darüber sagen.
Der Historiker Gündisch schreibt 1995 : „ Das Ende sächsischer Geschichte,
wurde in der NS - Zeit eingeläutet und von den Kommunisten vollstreckt":
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Schon Adolf Meschendörfer sagt, scheinbar vorausahnend, in seiner
„Siebenbürgische Elegie"
„ Siehst du das Wappen am Tore ? Längst verwelkte die Hand.
Völker kamen und gingen, selbst ihr Name entschwand".
Es ist ein weites, schweres und kontrovers diskutiertes Thema, welche unsere
immer kleine siebenbürgische Minderheit ( welche nie ein Viertelmillion
überstieg )beschäftigt und auch dann noch beschäftigen wird, wenn wir die
Eriebnisgeneration des Exodus, nicht mehr sein werden.
Zum Ende dieses Briefes soll noch einmal deine Standhaftigkeit erwähnt
werden. Dein Kämpfen um die Sicherstellung dessen was deine Hände durch
Arbeit schaffen, das Ringen bei der Bodenrückgabe um dein Erbe, aber auch
um jenes der Reichesdorfer Kirche, wo es immer wieder Mogeleien, ja Betrug
gab.
Auf Seite 261 sprichst du für mich erschütternde Worte :" So kämpfen wir um
Alles und so leben wir": das sollte man lesen.
Ich stelle mir immer wieder, und bestimmt nicht nur ich, die hypothetische
Frage: „Wenn wir alle dageblieben wären und hätten den ehemaligen Besitz
unserer Eltern zurückgefordert, was wäre dann gewesen"?
Immer wieder wird in verschiedenen Medien und Kanälen erklärt und bedauert
dass die Siebenbürger Sachsen weg sind. Oft frage ich mich wie viel davon ist
ehrlich gemeint und wie viel davon sind nur Lippenbekenntnisse ? Dieses
Thema möchte ich nicht weiter vertiefen.
Lesen wir dein Buch.und bilden uns jeder seine Meinung.
Lieber Hans, für dich und für Reichesdorf, wünsche ich für heute und für die
Zukunft nur das Beste.
Dieser Brief ist nun zu lang geworden, aber ich hatte das Bedürfnis, mit dir über
dein Buch zu sprechen und dir meine Ansicht mitzuteilen.
Nachdem es ein offener Brief ist, wird er, auch ändern Menschen (ich hoffe
hauptsächlich Reichesdorfern) zugänglich gemacht und zu einer Diskussion
anregen. Um den Brief zu verstehen, empfehle ich zuerst das Buch zu
lesen.Stellenweise, stimme ich mit dem Titel de Buches „Das Leben ist so schön
wenn man darüber lächeln kann"vollkommen überein.
In diesem Sinne, nochmals mit den besten Wünschen
der Bruckner Hein