Offener Brief
Von Heinrich Bruckner an Johann Schaas
Februar 2014


Lieber Hans,
im November vorigen Jahres erhielt ich das Buch,mit dem Titel „Das Leben ist so schön, wenn man darüber lächeln kann ! Johann Schaas erzählt über Reichesdorf „ von Andrea Rost.
Im Vorwort des Buches heißt es u.a."Dieses Buch ist aus dem Wunsch entstanden, die Erinnerungen des Johann Schaas über sein Dorf und das Leben dort zu berichten. Denn viele Menschen, die die Kirche in Reichesdorf besuchen, sind fasziniert von den vielen Geschichten, die Johann Schaas bereitwillig erzählt, und viele wollen mehr erfahren und seine Erinnerungen nachlesen.Denn es ist wertvoll, was er über das Leben in einem sächsischen Dorf heute und in der Vergangenheit zu berichten weiß".
Weiter heißt es:" Das vorliegende Büchlein gibt die subjektiven Erzählungen des Johann Schaas wieder und erhebt nicht den Anspruch historische oder gar wissenschaftliche Fakten zu nennen". Soviel aus dem Vorwort.
Sowie ich das Buch in den Händen hielt, begann ich es zu lesen, und in kurzer Zeit hatte ich es einmal im Schnelldurchlauf ausgelesen. Dann habe ich es ein Zweites mal nochmals aufmerksam gelesen. Im Buch ist viel biografisches enthalten, sowie vieles aus und über Reichesdorf.
Mit dir, lieber Hans, bin ich gleichaltrig und wir sind zusammen in Reichesdorf gemeinsam zur Schule gegangen (bis einschließlich zur 5. Klasse).
Hans du bist ein heller Kopf, agilem Verstand und mannigfaltigen Wissen, sowie Arbeit und Fleiß. Dieses sind deine Eigenschaften. Dieses ist keine Lobhudelei sondern entspricht der Realität. Deine Verdienste um Reichesdorf, wo wir dich allein zurückgelassen haben sind unbestreitbar. Persönlich habe ich mehrmals wenn ich deine Hilfe benötigte, an dich appelliert und diese problemlos erhalten.Dafür danke ich dir auch heute noch.
Nun zum Buch.
Meiner Ansicht nach, hast du vor der Drucklegung des Buches, das Manuskript nicht durchgelesen, denn nur so kann ich mir erklären, dass es an mehreren Stellen Widersprüchliches und Ungereimtheiten gibt. Wenn ich diese nun aufzähle, so geschieht das keineswegs mit der Absicht deine Erzählung zu schmäleren, sondern nur Einiges, richtig zu stellen.
Ich werde die jeweilige Seite des Buches anführen, wo mir Einiges aufgefallen ist, und was ich nicht so stehen lassen möchte.
Also los. (HS: = Hans Schaas, HB:= Heinrich Bruckner)

Seite 12
HS: Diesen Ortsrichter unterstand der Kirche und dem Pfarrer. Deswegen wählte auch das Presbyterium diesen Ortsrichter.
HB: Ob das in ganz früheren Zeiten so gewesen sein mag, weiß ich nicht.Der Ortsrichter unterstand nicht der Kirche, sondern der politischen Gemeinde (Trennung von Staat und Kirche). Die Vorgesetzten des Dorfrichters waren der Stuhl-öder Oberstuhlrichter und der Präfekt.

Seite 13
HS: Später wurde aus diesem Richter der Ortsgruppenleiter, das war bei uns der Offner.
HB: Der Ortsgruppenleiter war nie Dorfrichter. Der Dorfrichter war der staatliche Vertreter des Dorfes, während der Ortsgruppenleiter der Vertreter der deutschen Volksgruppe des jeweiligen Ortes war.
HS: Im Dorf lebten ungefähr 1300 Sachsen und hundert Andersnationale.
HB: Die Einwohner von Reichesdorf, waren zahlenmäßig ( Lexikon der Siebenbürger Sachsen)
im Jahre 1786 = 957 Einwohner
im Jahre 1850 = 1206 Einwohner
im Jahre 1910 = 1249 Einwohner
im Jahre 1941 = 1356 Einwohner, davon waren 884 Sachsen (65%)
Da in den Jahren 1786,1850 und 1910 die gesamte Einwohnerzahl angegeben wurde, waren noch außer den Sachsen auch Rumänen, Zigeuner und ein paar Ungarn in dieser Zahl erfasst.

Seite 22
HS: Ein großer Teil gehörte ihnen und sie hatten dort ein „Moures".
HB: Der Ausdruck Meierei oder Meierhof wäre passender gewesen.

Seite 24
HS:.....hatte der Vater Mais nach Hause gebracht und diesen an die „Dienwaund" (dünne Wand) angelehnt.
HB: Die „Dennwund" leitet sich nicht von „dünne Wand" ab, sondern von dem Wort'Tenne". Die Dennwund war eine Bretterwand (etwa 1-1,5 m hoch) welche die Seitenteile der Scheune von der Tenne(Denn) trennten.

Seite 36
HS: .. ..aber in Birthälm gab es den Herren Doktor Richter. Es war ein Anverwandter vom Doktor Richter aus Schäßburg. Das war ein ganz intelligenter Mann, aber etwas seltsam. Er hielt sich Ziegen, mit denen er herumspazierte ,und hatte einen großen Bart.
HB: In Birthälm war Dr. Friedrich Richter Kreisarzt. Sein gleichnamiger Sohn war HNO Arzt in Schäßburg.
Da bringst du etwas Durcheinander.
In Elisabethstadt gab es den ehemaligen Dr.Friedrich Richter, welcher in den späten 1930-ger Jahren, nicht mehr als Arzt praktizierte. Wohl auf Grund einer psychischen Erkrankung, trennte er sich von seiner Frau und seinen Kindern. Er führte von da ab ein einfaches (primitives) Leben (zurück zur Natur) in seinem Hause. Er hielt Hühner und Ziegen. Mit den Ziegen ging er täglich zur Weide.
Wenn ich als Kind bei meiner Großtante Johanna Femengel für ein paar Tage in Elisabethstadt weilte (Sie wohnte Haus an Haus mit F:Richter) habe ich ihn oft mit seinen Ziegen gesehen, mit weißem Bart, an den Füßen mit Sandalen, einem verblichenen, ehemals blauen Leinenmantel bekleidet. Man durfte ihn nicht mit Herr Doktor ansprechen, sondern nur mit Ohm. Auf mich machte er immer den Eindruck einer alttestamentarischen Gestalt.

Seite 44
HS: .. ..der Göckler mit der Wollkämmerei hatte auch eine Reichesdorferin zur Frau.
HB: Gemeint ist wohl die Wollkämmerei von Friedrich Dressler in Mediasch.
Friedrich Dressler jun. heiratete Margaethe geb. Stolz aus Reichesdorf.
HS: Einer war Hauptverantwortlicher beim Schiffsbau in Constanta.
HB: Wer ? Da hätte ich gerne den Namen erfahren.

Seite 46
HS: In meiner Klasse waren wir 32 Kinder und davon nur neun Mädchen.
HB: In der l.Schulklasse (1940-1941) waren wir 38 Schüler,26 Jungen und 12 Mädchen.Sieh dir das Foto von unserm Schulausflug am I.Mai 1941 nach Nimesch an, da findest du 11 Mädchen( es fehlt auf dem Bild Enni Ergas) und 23 Jungen (es fehlen auf dem Bild Untch Georg,Roth Michael, Alzner Martin)

Seite 46
HS: Aus meiner Klasse gingen die Ergas Jinni.die Draser Jinni, der Bruckner Hein, der Stolzen Gust,der Löw Oinz (ins Lyzeum)
HB: Richtig Ergas Enni. Ich ging schon ein Jahr früher aufs Gymnasium nach Mediasch (im Schuljahr 1945-1946), erst ein Jahr später folgten dann Gust Stolz, Andreas Löw und Hans Schaas H.Nr.22

Seite 47
HS: Die Ergas Enni war in der siebenten Klasse.
HB: Das stimmt nicht, da sie schon nach der 5. Klasse das Gymnasium in Mediasch besuchte.

Seite 62
HS: In der Zeit, als Meyndt dann Chorleiter war, da waren einige stolz darauf und einige sehr zornig, denn seine Wirtschaft ist nicht gut gegangen.
HB: Georg Meyndt war kein Bauer,sondern Gemeindenotär und was er uns Bleibendes hinterlassen hat,sind seine Lieder. Es stimmt dass seine Landwirtschaft nicht besonders gut lief. Er soll einmal auf seinen Misserfolg hinweisend, gesagt haben: "Wenn ich Hutmacher geworden wäre, kämen die Leute sicher alle ohne Köpfe auf die Welt". Vielleicht hat er mit den Köpfen, oder Kopflosen auch noch etwas anders gemeint.

Seite 65
HS: Mein Vater wollte mich nicht auf die Buchhalterschule schicken.Das war wahrscheinlich auch nur so eine schnelle Schule, denn die Kollegen , die damals gegangen waren, der Chefbuchhalter Herbert zum Beispiel, der war genau so wie ich dazu gekommen.
HB: Was du Hans da meinst verstehe ich nicht.
Chefbuchhalter Otmar Herberth hatte die Höherer Handelsschule in Kronstadt besucht. Um diese Schule zu besuchen, musste man zuerst das Untergymnasium (Gymnasialklassen 1-4) absolvieren und dann folgte die Ausbildung an der 4 jährigen Handelsschule. Ist das für dich eine schnelle Schule?
Ich selber habe nach dem Untergymnasium in Mediasch, diese Schule von 1948-1952 besucht. Da lernte ich auch Otmar Herberth kennen. Er war 5 Jahre älter als ich, musste aber diese Schule ab Januar 1945 unterbrechen, da er direkt von der Schulbank zur Zwangsarbeit in die Sowjet-Union deportiert wurde.
Nach seiner Rückkehr absolvierte er diese Schule.
Nach der Verstaatlichung der Ev. Höheren Handelsschule in Kronstadt (ofizieller Name bis 1948) hieß sie nun : Technische Handelsmittelschule.Mit dem Diplom dieser Schule, erreichte man Hochschulreife. Mein Diplom wurde hier in Deutschland anerkannt (Qualifikationsgruppe 2 ).
Soviel zur schnellen Schule.

Seite 82
HS:.....denn ihre Eltern waren auch im Saal. Der Hügel Oinz wollte sie gleich dort verlangen.
HB: Das stimmt so nicht. Andreas Hügel hat um die Hand von Anna Hienz nicht bei einer Hochzeit im Saal angehalten. Das war 1955. Damals durften keine Hochzeiten im Saal abgehalten werden.
Dieses geschah bei der Hochzeit von Regina Hienz (der jüngeren Schwester von Anna Hienz) mit Johann Greger, in ihrem Elternhaus (Heinrich Hienz HNr.154) in Reichesdorf. Was dabei gesagt wurde ist mir nicht bekannt.

Seite 88
HS: Bei der Hochzeit ging der Bräutigam die Braut zu Hause abholen.Im Brauthaus waren alle jungen Frauen unter einem Leintuch versteckt......
HB: Hans, da verwechselst du meiner Ansicht nach, den ersten mit dem zweiten Hochzeitstag (Junge-Frauen-Tag).

Seite 110
HS: Einmal starb ein alter Bruder, der Nemenz Sam.
HB: Da meinst du wohl den Hügel Samuel HNr. 356

Seite 124
HS:.... gab es bei uns auch einen Tanzplatz...Wann er gemacht wurde weiß ich nicht.
HB: Hier zitiere ich aus dem Buch: „ Wer nicht läuft der wird gefangen.
Erinnerungen aus Siebenbürgen" von Johanna Leonhardt geb.Stolz. Auf Seite 149 heißt es da: „ von meiner Mutter weiß ich, dass der Tanzplatz in Reichesdorf von meinem Urgroßvater Georg Meyndt unter den alten Buchen angelegt worden war. Er,das war bekannt, hatte als Notar des Ortes viel Verständnis auch für das Gesellige einer Dorfgemeinschaft, und was ist Geselligkeit ohne Tanz". Soweit das Zitat.

Seite 144
HS: In dieses „ Moisschaff" (Mostschaff)
HB: Nicht Mostschaff sondern Messschaff (Hohlmaß), weil damit der Wein gemessen wurde.

Seite 147
HS: Herr Pfarrer Binder machte sich schön langsam Herr über die Nachbarschaften und wollte dirigieren.
HB: Im Reichesdorfer Heimatbuch, ist ab Seite 177 nachzulesen., unter Punkt G.Nachbarschaften:

  1. Alle selbstständig gewordenen Mitglieder der Pfarrgemeinde männlichen und weiblichen Geschlechtes treten aus der Bruder - und Schwesternschaft in eine neue Gemeinschaft- die Nachbarschaft- ein, welche nach altem sächsischen Herkommen unter die Oberaufsicht der Kirche gestellt ist (Satzung aus dem Jahr 1898 ).

Ordnung des kirchlichen Lebens in der evangelischen Kirche A.B. In Rumänien (aus dem Jahre 1932)
S.9 Die Pflichten des Pfarrers sind insbesondere die folgenden.....
Punkt 5 Die Aufsicht über die kirchlichen Nachbarschaften, Bruder-und Schwesternschaften (§ 38) zu führen und für die sittlich-religiöse Erziehung der Jugend zu sorgen
HS: „schuffelten" (tratschten)
HB: hier hätte eigentlich spötteln oder lästern besser gepasst.

Seite 164
HS: Der Bruckner Dolf, auch einer aus dieser Brucknerfamilie, die glaubten, sie wären etwas mehr als die andern.
HB: Das lasse ich nicht kommentarlos so stehen, lieber Freund.
Zugegeben, Bruckner Adolf, mein Onkel, war angeberisch und auch großtuerisch veranlagt. Dieses aber pauschal über die Brucknerfamilie zu sagen, ist nicht richtig und auch nicht wahr.
Deine Angewohnheit, lieber Hans, ist immer wieder (auch auf DVD) insgesamt die Reichesdorfer als eingebildet und hochnäsig zu bezeichnen. Schließlich bist du auch ein Reichesdorfer, also bezöge es sich auch auf dich. Wie wäre es gewesen den Ausdruck stolz und selbstbewusst zu verwenden ?
Die Brucknerfämilie hat im 18. 19. und auch 20. Jahrhundert einen Pfarrer, Ärzte, Professoren, Lehrer, Apotheker und nicht zuletzt tüchtige Landwirte gestellt. Mein Vater war ein besonnener und tüchtiger Mensch,und zählte, wenn du es so akzeptierst, mit zu den besten Landwirten Reichesdorfs. Da könnte ich noch mehr dazu sagen, aber ich lasse das lieber, denn es heißt: „ Wer sich dauernd seiner Vorfahren rühmt ist wie eine Kartoffel. Der bessere Teil liegt unter der Erde":

Seite 182
HS: Mein Vater war in Mediasch gewesen und jedes Kind hatte einen Knicker bekommen.
HB: Aus meiner Kindeheit erinnere ich mich, so wie du lieber Hans, an den Knicker. Er bekam dann noch einen Zunamen „Kneddelwerjer" (Knödelwürger)

Seite 184
HS: Die hatten das Recht, ein Felpes (kleines Schaff).....
HB: Felpes würde ich ins Deutsche mit Korb übersetzen (Felpes = aus Rutengeflecht hergestellter größerer Korb).

Seite 192
HS: Weinkäufer waren die Kronstädter, Bukarester und Leute aus Constanta.
HB: Hier sollten die vielen Szekler Weinkäufer nicht unerwähnt bleiben.welche jede Menge Reichesdorfer Wein kauften. In meiner Erinnerung fehlen Weinkäufer aus Constanta, d.h. nicht dass es diese nicht gab.

Seite 196
HS: Es gab drei Fassbinder im Dorf Zillmen Johann, Untch Samuel und Nemenz Samuel.
HB: Letztgenannter Fassbinder war nicht Nemenz Samuel, sondern Hügel Samuel HNr. 356, auch Bedner Sam genannt.

Seite 207
HS: Etwas später hat man in Birthälm einen großen Keller gebaut. In den Jahren 66-68 haben wir Sondierungen gemacht, da haben wir schon zu Meschen gehört mit der Staatsfarm.
HB: Die Großkellerei (Crama) in Birthälm wurde 1963 fertiggestellt und in Betrieb genommen. Sie gehörte zum Staatsgut Reichesdorf. Da war Samuel Kloos Kellermeister, dein Schwiegervater.

Seite 208
HS: 1968 oder 1969 muss der Keller dann fertig gewesen sein.
HB: Stimmt nicht. Wie oben erwähnt war der Keller schon 1963 fertig und in Betrieb genommen. Damals war Önologe Ing. Bocioanca in dieser Kellerei.
Buchhalterisch habe ich diese Investitionsarbeiten an dem Keller erfasst, da ich zu jenem Zeitpunkt Buchhalter (Abteilungsleiter der Buchhaltung = Sef serviciu contabilitate) bei der Zentrale (centru) des Staatsgutes in Reichesdorf war.

Seite 214
HS: der „vin de Jidvei" ( Seiburger Wein)
HB: Richtig heißt es „ Seidener Wein"

Seite 219
HS: Er (Muresan) wohnte in einem sächsischen Haus in der Nähe der rumänischen Kirche.
HB: War es ein sächsisches Haus ? Es stand unterhalb der rumänischen - orthodoxen Kirche und war die rumänische Lehrerwohnung..

Seite 227
HS: Herr Pfarrer Herberth, der Stolzen Gust, der Langen Gust mussten ins Gefängnis.
HB: Gustav Lang war in diesem Falle nicht der Dritte im Gefängnis, sondern das war Johann Schlosser HNr. 44.

Seite 228
HS: Einen Enteignungsschein für das Haus hat nur der Bruckner Hein bekommen.
HB: Einen Enteignungsschein für mein Elternhaus haben wir nie bekommen.
Aus meinem Elternhaus, wurden wir im September 1952 buchstäblich auf die Straße gesetzt. Damals war der berüchtigte Vorsitzende des Volksrates, Sepeteanu (Er beging später Selbstmord in Reichesdorf) und Milizchef war Basarabeanu. Mein Vater und ich wurden eine ganze Nacht auf dem Milizposten festgehalten, aber ohne dass physischer Druck ausgeübt wurde, wohl aber psychologischer. Gleichzeitig wurden damals die Eltern meiner späteren Frau, Karl und Anna Fernengel,ihre Großmutter Sofia Femengel aus ihrem Haus (H Nr.9.), ebenso wie Familie Eduard und Anna Draser, mit Tochter Anna Salmen und Enkelin Edda Salmen Haus Nr.122. hinausgeworfen.

Seite 228
HS: Er war die Ausnahme, denn ihn sollte man total fertig machen, weil der Bruckner Hein vor der deutschen Zeit Ortsrichter gewesen war.
HB: Vor der deutschen Zeit ? Mein Vater war Ortsrichter von Reichesdorf von 1942- 23.August 1944, übrigens der letzte sächsische Richter, in vorkommunistischer Zeit.
Mit Michael Offner welcher Ortsgruppenleiter der deutschen Volksgruppe in Reichesdorf war, hatte mein Vater manche heftige Auseinandersetzung, da dieser immer wieder versuchte sich in die Ortsgeschäfte einzumischen.Es war damals nicht leicht, irgendwie ein Gleichgewicht im Orte zu sichern.
Damals war Gemeindenotär Herr Avram Crisan, welcher meinen Vater achtete (Beweis sind seine späteren, wiederholten Besuche in meinem Elternhaus) und welcher in Bezug zu den Eigenmächtigkeiten des Ortsgruppenleiters sagte: „ Offner vrea sä faca un stat in stat". (Offner will einen Staat im Staate machen ).

Seite 238
HS: Er (Mattes) ging dann eine Zeit lang nach Meschen arbeiten, zusammen mit dem Bmckner Hein, der dort Buchhalter war.
HB: Bei dem neu gegründeten Staatlichen Landwirschaftsbetrieb (SLB) Meschen (rumänisch: Intreprinderea Agricola de Stat) war ich nicht Buchhalter, sondern meine rumänische Berufsbezeichnung war „ sef birou financiar" (Bürochef der Finanzen).Das war ab l. September 1967. Nach Auflösung dieses Postens, war ich für kurze Zeit Revisor. Ab dem l. Mai 1968 endete, auf eigenen Antrag, mein Angestelltenverhältnis bei diesem Betrieb.

Seite 239
HS: 1991 wurde ich Adjuvantenchef, weil der Musikantenprimus Dr.Hans Hügel weg war.
HB: Dr. Nein. Hans Hügel Ja.

Seite 244
HS:.....hatte man das Haus dem Marzn gegeben.
HB: ? Vielleicht meint man da die Familie Anna Stolz

Seite 245
HS: Es waren noch der Bruckner Sam.
HB: Bruckner Sam gab es in Reichesdorf nicht. Gemeint ist wahrscheinlich Samuel Drotleff.

Seite 265
HS: Sie stammte aus der Dobrudscha und ihr Sohn ist Ingenieur.
HB: Gemeint ist Frau Stoica, deren Schwiegersohn ist Ing. Buzudgan. Frau Stoica stammt aus der Nähe von Braila.

Seite 278
HS: Die Frau G. Hatte das Pfarrhaus gemietet, um dort Jugendliche zu beherbergen.
HB: Warum, nennst du hier Hans nur eine Initiale ? Ansonsten bist du so freimütig auch bei kritischen, um nicht beleidigenden Dingen zu sagen, den vollen Namen zu nennen.

Seite 292
HS: Es hieß zuerst Reihersdorf und dann wurde daraus dann Reichersdorf und zum Schluss Reichesdorf.
HB: Das ist von dir eine persönliche Interpretation. Es stimmt dass der Reiher das Reichesdorfer Wappen seit dem Jahre 1516 prägt (also seit fast 500 Jahren).
Der Name Reichesdorf kommt aber nicht vom Reiher.
Die erste urkundliche Erwähnung Reichesdorf aus dem Jahre:
1283 ist „Villa Richuini"
1359 dann „Villa Richvini"
1510 dann Richesdorff
1532 Rychesdorff.

Seite 293
HS: Ich teile die Leute eigentlich ein wenig anders ein, nicht nach ihrer Wichtigkeit, sondern nach Köpfchen.
HB: Jeder Mensch hat einen Kopf, im Diminutiv Köpfchen. Manche Menschen bezeichnetest du Hans namentlich „ er hatte einen schweren Kopf . Während meiner vielen Lebensjahre, habe ich immer wieder feststellen können, das sich im Leben oftmals solche Menschen gut bewähren, ja manchmal sogar besser, als jene mit "hellen Köpfchen". Es ist weder unsere Schuld noch unser Verdienst für den Kopf welchen wir haben und dessen Beschaffenheit liegt nur bedingt in unseren Händen.
Soviel Hans, über einige Stellen im Buch über welche ich nicht kommentarlos hinweg gehen konnte. Allerdings sind es nicht alle. Ich hoffe dass du mir dieses nicht übel nimmst.
Dieses Buch erfasst deine Erinnerungen, so wie du sie erzählt hast, mit der Bemerkung im Vorwort „subjektiv". Konsultiert man den Duden oder auch das Internet, so findet man unter dem Wort „Subjektivität" oder „subjektiv", eine ganze Menge Worterklärungen, wie z.B. persönliche Auffassung, Unsachlichkeit, persönlich, ichbezogen, befangen, einseitig, von persönlichen Gefühlen.Interessen, von Vorurteilen bestimmt, eigen, individuell, parteiisch, verzerrt, tendenziös. Also Hans du siehst die Auswahl ist groß, suchen wir uns jeder für seine Sichtweise eine aus.
Dieses soll keineswegs ein Verriss des Buches sein, welches uns neben einigen Mängeln, vieles über Reichesdorf erzählt, wie es war. Allerdings habe ich eine etwas andere Sichtweise, aber wie gesagt subjektiv.
Bei dir kommen viele Menschen, Reichesdorfer nicht gut weg. Ausnahme bildet Herrr Pfarrer Herberth,wo ich ganz auf deiner Seite bin. Er war eine Persönlichkeit, mit nachhaltiger positiver Wirkung für die Gemeinde Reichesdorf.
Es mag wohl in persönlichen Ermessen liegen, so wie du es tust, über ehemalige Kameraden, Arbeitskollegen und sogar Freunde zu sprechen, mit Betonung des „Negativen". Es entsteht bei mir der Eindruck dass da unterschwellig eine gewisse Häme, ein kleines Rachegefühl, eine Abrechnung zu finden ist. Sollte ich mich in meiner Annahme getäuscht haben, um so besser.
Nun kommen die Schuldzuweisungen über die Auswanderung, den Exodus.
Auf Seite 240 des Buches, schreibst du:" Die größte Schuld am Auswandern in Reichesdorf trägt der Herr Pfarrer Binder.
Auf Seite 247 heißt es dann. „Es gab keinen Ausweg. Unser Volk hat an den Frauen versagt":
Der Beitrag von Frau Ruxandra Hurezen, mit dem rumänischen Titel" Trista poveste a ultimilor sasi din Transilvania. Fabula lui Hans despre iezenul fugarit de vulpe" zu deutsch „ Die traurige Geschichte der letzten Sachsen in Siebenbürgen. Die Fabel von Hans über den vom Fuchs verjagten Dachs", wurde am 7.November 2008 ins Netz (Internet) gestellt und von Frau Hannelore Baier in der „Allgemeinen Deutschen Zeitung" vom 27.November 2008 kommentiert.
In dieser von dir gestalteten und erzählten ich gestehe von mir bewunderten, Fabel, machst du den Fuchs (Geschichte) für die Auswanderung verantwortlich.
In ein paar Worten, der Inhalt der Fabel: Der Dachs seine kräftigen Beine nutzend, gräbt sich selber einen Bau, in welchem er wohnt. Der schlaue Fuchs bemühte sich nicht, einen eigenen Bau zu errichten. Statt dessen verrichtete er jeden Morgen seine Notdurft vor dem Dachsbau. Dieser um dem Gestank zu entgehen gräbt sich einen neuen Bau.Doch die Sache wiederholt sich,und der Dachs sieht schließlich keinen ändern Ausweg mehr, als das Weite zu suchen.
Die Moral,der von dir erzählten Fabel.ist:" Der Fuchs ist die Geschichte , (Historie ), welche zu wiederholten malen, ihre Notdurft, ihren Ballast, vor den Türen der Sachsen hinterließ, bis diese das Feld geräumt haben und weggezogen sind".Diese Kurzfassung von mir, entspricht nicht ganz der von dir gestalteten und ausführlicher erzählten Fabel. Diese ist besser im Originaltext nachzulesen.
Die Geschichte ist in diesem Fall: Deportation, Enteignung, politischer Druck, Diskriminierung. Man könnte noch mehr darüber sagen.
Der Historiker Gündisch schreibt 1995 : „ Das Ende sächsischer Geschichte, wurde in der NS - Zeit eingeläutet und von den Kommunisten vollstreckt":
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Schon Adolf Meschendörfer sagt, scheinbar vorausahnend, in seiner „Siebenbürgische Elegie"

„ Siehst du das Wappen am Tore ? Längst verwelkte die Hand.
Völker kamen und gingen, selbst ihr Name entschwand".

Es ist ein weites, schweres und kontrovers diskutiertes Thema, welche unsere immer kleine siebenbürgische Minderheit ( welche nie ein Viertelmillion überstieg )beschäftigt und auch dann noch beschäftigen wird, wenn wir die Eriebnisgeneration des Exodus, nicht mehr sein werden.
Zum Ende dieses Briefes soll noch einmal deine Standhaftigkeit erwähnt werden. Dein Kämpfen um die Sicherstellung dessen was deine Hände durch Arbeit schaffen, das Ringen bei der Bodenrückgabe um dein Erbe, aber auch um jenes der Reichesdorfer Kirche, wo es immer wieder Mogeleien, ja Betrug gab.
Auf Seite 261 sprichst du für mich erschütternde Worte :" So kämpfen wir um Alles und so leben wir": das sollte man lesen.
Ich stelle mir immer wieder, und bestimmt nicht nur ich, die hypothetische Frage: „Wenn wir alle dageblieben wären und hätten den ehemaligen Besitz unserer Eltern zurückgefordert, was wäre dann gewesen"?
Immer wieder wird in verschiedenen Medien und Kanälen erklärt und bedauert dass die Siebenbürger Sachsen weg sind. Oft frage ich mich wie viel davon ist ehrlich gemeint und wie viel davon sind nur Lippenbekenntnisse ? Dieses Thema möchte ich nicht weiter vertiefen.
Lesen wir dein Buch.und bilden uns jeder seine Meinung.
Lieber Hans, für dich und für Reichesdorf, wünsche ich für heute und für die Zukunft nur das Beste.
Dieser Brief ist nun zu lang geworden, aber ich hatte das Bedürfnis, mit dir über dein Buch zu sprechen und dir meine Ansicht mitzuteilen.
Nachdem es ein offener Brief ist, wird er, auch ändern Menschen (ich hoffe hauptsächlich Reichesdorfern) zugänglich gemacht und zu einer Diskussion anregen. Um den Brief zu verstehen, empfehle ich zuerst das Buch zu lesen.Stellenweise, stimme ich mit dem Titel de Buches „Das Leben ist so schön wenn man darüber lächeln kann"vollkommen überein.
In diesem Sinne, nochmals mit den besten Wünschen

der Bruckner Hein
 

 











 

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