Kirche und Glocken

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Auf unserer Kirche, wo jetzt das kleine Türmchen steht, stand mit dicken Mauern ein Turm mit Schindeln gedeckt. Der Herr Pfarrer Josef Fabini (1845-1852 Pfarrer in Reichesdorf) zusammt des Konsistoriums erkannten es für schändlich der Kirchenmauern und so beschlossen sie, ihn herunterzunehmen. Zum Andenken wurde ein leichtes, kleines Türmchen hinzugestellt. Dies geschah im Jahre 1847. Der Maurerpolier Michael Weinrich von Birthälm führte den Dachstuhl und die Mauer ab. Der Zimmerermeister Orben (Orban) aus Großkopisch stellte das kleine Türmchen hin, der Klempner Wolf von Birthälm deckte es. Was es gekostet hat, ist mir nicht bekannt.

1856 wird eine neue Kanzel und eine neue Taufschale durch den Meister Pekaschz, von Schäßburg gebürtig, verfertigt, 300 Gulden C. Münzen. Die Taufschale aus Stein, die alte nur verfeinert, kostet 150 CM, unter dem Herrn Pfarrer Samuel Kenst.

1861 den 8. Mai wird die Erhöhung des Glockenturmes lizitiert. Die Ersteher waren Rudolf Neudorfer, Maurerpolier, und Paul Ernst, Zimmerpolier, als Kompanie, beide deutsch und evangelisch aus Mecklenburg ihr Land, und Rostock ihr Geburtsort, in Schäßburg verheiratet und dazumal dort wohnhaft. Die Mauer am alten Turm ist um 5 Klafter erhöht worden. Den 2. August des obigen Jahres (1861) wurde angefangen und dauerte bis 8. Oktober, den 14. Oktober wurde der Dachstuhl aufgesetzt, den 14. November, am Tage vor unserm Jahrmarkt, wurde der Turmknopf aufgesetzt. Der dritte Teil war schon mit Kupfer (Blech) gedeckt und mit Gottes Hilfe gelang es dem Paul Ernst mit seinen Gesellen Martin (Schäßburg) und dem Kupferschmied Haltrich aus Mediasch mit einem Gesellen aus Sasregen, diese Kunst zu vollbringen. Der Turmknopf ist in unserer Residenzstadt Wien verfertigt worden. Der Fabrikant davon heißt Josef König. Die Lizitation des Turmes bestand mit letztem Gebote in 4.585 Gulden Öster. Währung. Da aber der Dachstuhl vom Presbyterium, laut gezeichnetem Plan vom Ingenieur nicht gefiel, weil er zu niedrig und zu viereckig war. So setzte man dem Ernst noch 250 Gulden ÖW. zu, so ist der Dachstuhl acht- eckig und 8 Klafter hoch. Die ganze Rechnung des Turmes.

 
Gulden ÖW.
- die Lizitation 4.585 - 
- Zusatz, des Dachstuhls    250 - 
- der Turmknopf    655 - 
- der Blitzableiter    140 -
- das    ? (nicht leserlich)      40 -
- für die zusätzliche Erhöhung des Daches - Kupferblech    600 -
- für das Decken des zusätzlichen Drittels    100 - 
- für die Reparatur der alten Turmuhr dem Wagner aus Mediasch und neuem Aufsetzen (welches aber die Gemeindekasse bezahlt hat)     170 -

Suma:

6.540 -



Viele Kleinigkeiten sind nicht angegeben worden. Unter der Regierung seiner Majestät Kaiser Franz Josef der Erste, unter seiner Exelenz Paul Georg Binder, Superintendent, Hochwürdigen Herr Pfarrer Josef Josefi, Richter Stefan Schuster, Kirchenväter: Samuel Stolz und Daniel Bruckner.

1879 wurde die neue Glocke in Schäßburg durch den Meister Manchen gegossen. Sie wiegt 20 Centner. Die frühere, welche gesprungen war, wog 14 Centner. Auch da war ein großer Prozeß wegen der Zahlung. 1908 den 9. Februar, den fünften Sonntag nach Ephiphanias, als man in die Kirche läutete, ist die große Glocke zersprungen, welche 20 Centner wiegt und 1879 zum zweiten Male gegossen wurde, also nur 29 Jahre gedauert hat.

Den 10. März 1908 wird ein schriftlicher Vertrag, des hiesigen Presbyteriums und größeren Gemeindevertretung einerseits und der Firma „Friedrich Seltenhofer und Söhne" aus Öeldenburg andererseits, welche sich verpflichtet bis 15. Mai 1908 drei neue Glocken zu gießen, die einen harmonischen Gleichklang haben sollen. Er übernimmt die zersprungene Glocke und die zweite Glocke zu 4 Kronen /Kilo. Die neuen Glocken werden 5 Kronen /Kilo kosten. Die große Glocke soll 10
Centner, die zweite 5 Centner und die dritte 3 Centner wiegen, gestimmt auf die Töne E, A, Cis, einen schönen harmonischen Klang. Die drei Glocken kosten, zusamt den Glockenstühlen und das auf den Turm hinaufziehen, zusammen 2.667 Kronen und 74 Heller. 1908 den 4. Mai bringt man die Glocken von der Bahn aus Elisabethstadt, den 10. Mai Sonntag Jubilate, werden alle drei Glocken auf den Turm gezogen. Montag, den 11. Mai wird zum erstenmal zur Leiche (Begräbnis) geläutet, dem Prediger Andreas Drotleff, welcher sich erschossen hatte.

Die Glocken tragen folgende Inschriften:

Größte Glocke (e):

„Ehre sei Gott in der Höhe,
Friede auf Erden
und den Menschen ein Wohlgefallen "

die Namen des Presbyteriums: Josef Fröhlich ev. Pfarrer A.B., Daniel Theiß
Gemeindekurator, Simon Bruckner, Peter Kloos Kirchenväter, Johann Untch,
Andreas Nemenz, Andreas Drotleff, Andreas Nemenz, Peter Lang, Johann Untch,
Andreas Alzner, Andreas Fernengel.
Gegossen durch Friedrich Seltenbach und Söhne in Öeldenburg 1908.

Zweite Glocke (a):
Gestiftet von Daniel Theiß Gemeindekurator und dessen Ehefrau Anna geb. Drotleff.

„Sachsenfleiß und Bürgersinn
Stellen mich zum Wächter hin,
Daß ich künde jederzeit
Allen Menschen Freud und Leid."

Dritte Glocke (cis):
Gestiftet von Herrn Johann Karl Lehrer, Pfarrer in Reichesdorf,
und Anna verwitwete Samuel Stolz

„Dem Höchsten zur Ehre
Tönen wir Zungen von Erz,
Stimm in die lobenden Chöre ein
Du lebendiges Herz.

Heinrich Bruckner
 

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