Pfarrer, Prediger, Lehrer
Altdeutscher Wortschatz aus Siebenbürgen

 Auszüge aus der Chronik 

In den Jahren 1661-1679 war Herr Gottlieb Baußner Pfarrer in der Pest und Kurutzenzeit, wo Reichesdorf von der Pest heimgesucht, so daß nur 13 Familien noch lebten, von den Kurutzen und wilden Horden verbrannt, gemordet und ausgeplündert wurden. Vom Jahre 1685-1784 waren Martin und Johann Fleischer, Vater und Sohn 100 Jahre Pfarrer allhier, wo der Sohn Johann Fleischer zu der Zeit der Kaiserin Maria Theresia mit den Jesuiten und katholischen Pfaffen beim Herrn Bischof in Birthälm wegen unserm lutherischen Glauben vielen Kampf gehabt hat.

Von 1785-1810 war Johann Auner Pfarrer. Gestorben 1810 den 9. März.
Von 1810-1814 war Johann Wächter Pfarrer. Gestorben 1814 den 19. Oktober.
Von 1814-1834 war Herr Friedrich Krauß Pfarrer. Gestorben 22. Dezember 1834.
Von 1834-1845 war Herr Daniel Kroeger Pfarrer. Gestorben den 16. Januar 1845.
Von 1845-1852 war Herr Josef Fabini Pfarrer. Wurde nach Mediasch zum Stadtpfarrer gewählt. Lebte und wirkte als ausgezeichneter Mann bis 1876, wo er als Superintendencial Vikar gestorben. Ruhe seiner Asche.
Von 1852-1860 war Herr Samuel Kenst Pfarrer. Gestorben den 21. April 1860. Ärztliche Aussage - Blasenentzündung.
Von 1860-1877 war Herr Josef Josefi Pfarrer. Er wurde mit 191 Stimmen gewählt. Er ist den 13. Juli 1877 an Herzschlag gestorben.
1877 wurde Johann Carl Lehrer zum Pfarrer gewählt. Er wurde dreimal gewählt, weil ein hartnäckiger Prozeß wegen der Wahl war und die Gemeinde sich auf zwei Teile geteilt hatte. Er war bis 1901 Pfarrer in Reichesdorf. 1901 den 5. März ist unser Herr Pfarrer Johann Carl Lehrer von den Mediaschern zu ihrem Pfarrer gewählt worden und den 22. April nach Mediasch abgeholt worden unter einer schönen Begleitung. Er ist der zweite Pfarrer, den uns die Mediascher genommen haben. 1852 nahmen sie uns den Herrn Pfarrer Josef Fabini.

1901 den 28. April, Sonntag nach Jubilate, wurde auf die hiesige ledige Pfarrerstelle eine Vorwahl abgehalten. Die Mehrheit der Stimmen erhielt Herr Josef Fröhlich, Pfarrer von Keisd. Am 12. Mai wurde die gesetzliche Wahl vollzogen. Da erhielt Herr Fröhlich 130 Stimmen, mithin unser zukünftiger Herr Pfarrer. Ich schreibe ihm gleich nach der Vorwahl einen schönen Brief, darin ich ihm bekannt gab, daß er die Mehrheit der Stimmen erhalten habe. Über den Brief hat er sich
sehr gefreut, worauf er mir einen Brief schickte und mir für meinen dankte.

Beim Herrn Pfarrer Baußner war Goldschmied Prediger, welcher in der Pestzeit mitsamt Frau und Kindern gestorben, die Frau Pfarrerin und Kinder, die Schullehrer samt Frau und Kinder, so daß der Herr Pfarrer viele Jahre mit den wenigen Familien, die von der Pest verschont geblieben, Kirche und Schule bestellt hat. Viele Jahre war kein Korn gesät worden. Endlich hat der Herr Pfarrer vom Durleser Grafen zur Säenzeit Korn geborgt, daß die weni- gen Leute wieder angefangen haben, Korn anzubauen.

Bei den Herrn Pfarrer Martin und Johann Fleischer, Vater und Sohn, waren Prediger die Herrn Johann Theil und Martin Schulleri.

Bei dem Herrn Pfarrer Johann Auner und Johann Wächter war Prediger der Herr Johann Zeltch. Bei den Herrn Pfarrern Friedrich Kraus, Daniel Gottlieb Kroeger, Josef Fabini und Samuel Kenst war Prediger Andreas Weinrich, 46 Jahre.

Bei den Herrn Pfarrer Josef Josefi und Johann Carl Lehrer war 1865 gewählt Herr Andreas Drotleff Prediger. Den 10. Mai 1908 gestorben. Er hat 43 Jahre als Prediger gedient. (Selbstmord)

Am 13. Dezember 1908 wurde Simon Bruckner vom Presbyterium der größeren Gemeindevertretung einstimmig zum Prediger gewählt. (War von 8. September 1901- 13.12.1908 Rektor der Gemeinde Reichesdorf.)

1906 im August wurden zwei Lehrer gewählt, für die erste und zweite Klasse; für die erste Martin Barthelmie, für die zweite Johann Arz aus Johannisdorf, Kleinkokler Kommitat, Barthelmie kommt aus Nußbach. Barthelmie aus Nußbach ist 1907 den letzten Oktober nach Großscheuren als 4-ter Lehrer weggezogen. In seine Stelle kommt Stefan Binder aus Mediasch gebürtig (Lehrer in Almen). Den 15. November 1909 zieht er nach Irmesch. An seine Stelle kommt Lehrerin Barbara Daner.

In den früheren Jahren, bis 1855, bezogen die Herrn Pfarrer zu Stadt und zu Land als ihre Besoldung den 10-ten Teil (Zehnten) von allen angebauten Früchten, von Korn den 10-ten Haufen in welchem sich 20 Garben befanden. In guten Jahren bekam der Herr Pfarrer über 300 Haufen Korn. Wenn alles geschnitten war, so ritten die Beamten und Kommunitätsmitglieder hinaus in die Kornfelder und die ganze Gemeinde mit Ihren Wägen. Da wurde der 10-te Haufen bezeichnet und aufgeladen und zum Herrn Pfarrer in die große Scheune eingeführt. Wenn der Kukuruz reif geworden war, so mußte jeder Wirt, welcher solches hatte, mit jeder Fuhre zuerst auf den Pfarrhof fahren, wo Beamte ihm den Wagen abschätzten und ihm sagten, wie viele Körbe er von der Fuhre abzugeben habe, die er dann in den großen Schöpfen tragen mußte. Von den Grundbirnen (Kartoffeln) das 10-te Viertel, von den Fisolen (Bohnen) das 10-te Viertel, von dem Hanf das 10-te Bündel, vom Hanfsamen das 10-te Viertel, für die Kürbisse mußte man 10-20 Kreuzer zahlen. Von der Schafherde mußte das 10-te Lamm abgegeben werden. Wer Bienen besaß, mußte sich mit dem Pfarrer um den 10-ten Teil Honig abfinden. Jetzt kam der Herbst, da hatte der Pfarrer nicht Keller und Fässer genug. Da mußte jeder mit seinem vollbeladenen Wagen zum Pfarrhof fahren und den 10-ten Eimer abgeben. Dann nach der Weinlese war Zirkulieren, da wurden Wägen mit leeren Fässern bestellt und von Haus zu Haus in die Keller, wo immer 2 Beamte anwesend waren, die einem abschätzten, nach Verzeichnis hast du soviel gegeben und bist noch so und soviel schuldig abzugeben. Da waren die Keller alle voll und er (der Pfarrer) hatte in der Gemeinde volle Keller. Da mußten die Herrn Pfarrer reich werden. Es war aber auch ein Vermögen, denn sie ließen ihre Söhne studieren, die Armen in der Gemeinde unterstützten sie. Sie fuhren wie Edelleute mit Vierergespann. Seit dem abgeschafften Zehnten und den Edelleuten die Jobagerei (Leibeigenschaft) abgesagt worden ist und die Besoldung alles in Geld bezahlt wird, so ist alles anders geworden. Die Pfarrer haben keine Pferde mehr, die Edelleute verkaufen ihre Güter, welche sächsische Gemeinden kaufen. Das Geld vergeht, wie wenn der Wind in die Spreu bläst, zumal man nicht bedacht ist, darauf zu sorgen.

Die Schule in meiner Kindheit, da war der erste der Rektor, der 2-te Cantor, der 3-te Klöckner (Glöckner), der 4-te Schuljunge. Der Lohn bestand in Frucht, ein jeder gab ein Viertel Köm, einen Laib Brot und 40 Kreuzer in Geld, von jedem Wirten. Die Halbwirten die Hälfte. Dann gab jeder Wirt eine Suppe mit Fleisch und einen halben Laib Brot und ein Maß Wein. Dann waren die Namenstage, da gingen die Lehrer und Adjuvanten Musik machen und sangen Namensarien einem jeden vor seinem Haus, dafür bekamen sie von jedem ein gutes Essen und 3 Maß Wein und Brot dazu. Für jedes Mädchen und Knaben ein Viertel Korn, welches zur bestimmten Zeit zum Herrn Rektor, jeder Wirt heimtragen mußte. Dazumal lernten die Mädchen nicht schreiben. Aber wie der Herr Pfarrer Josef Fabini 1852 als Pfarrer von Waldhütten nach Reichesdorf gewählt wurde, da lernten auch die Mädchen schreiben und rechnen. Die Mädchenschule war das Haus auf dem Marktplatze bei der gemauerten Brücke, wo jetzt eine Lehrerin wohnt.

Heinrich Bruckner
 

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