Reichesdorf
     
Geschichtlicher Überblick

 
1283 

Reichesdorf wird erstmals urkundlich unter dem Namen „villa Rihuini"
erwähnt. In dieser Urkunde geht es um die Einigung zwischen dem
Weißenburger Bischof Petrus und den Priestern der Ortschaften Hetzeldorf, Birthälm, Reichesdorf, Meschen, Mediasch, Pretai, Scharosch und Groß- Kopisch in einer Zehntstreitigkeit. Unter diesen Priestern ist namentlich auch „Henhricus de villa Rihuini" genannt.

Johann Michael Salzer, „Der königliche freie Markt Birthälm in Siebenbürgen", Seite 19,
Urkunde l


1359

Urkunde über die Schlichtung eines Hattertstreites zwischen den Ortschaften Wölz und Baaßen durch die Mediascher Stuhlversammlung. Aus dieser Urkunde geht hervor, daß Vertreter von Reichesdorf Mitglieder der Stuhlversammlung sind. Es werden unter andern namentlich angeführt: Comes (Graf) Rechwincz de villa Rechvini und die Geschworenen der Gemeinde. Durch diese Urkunde ist erwiesen, daß Reichesdorf eine freie Gemeinde des Mediascher Stuhles gewesen ist.

Johann Michael Salzer, „Der königliche freie Markt Birthälm in Siebenbürgen", Seite 22,
Urkunde 4


1398 

Andreas Plebanus de villa Richvini weilt an der Wiener Hochschule zur
Fortsetzung seiner Ausbildung.

Gernot Nussbächer, „Die Woche"


1429

Bei einer Grenzbegehung von Eibesdorf nahmen als Vertreter von Reichesdorf in der Mediascher Stuhlversammlung der Comes (Graf) Nicolaus de Villa Ricquino und Stephan Platz teil.

Urkundenbuch IV. 2072 - 380 - 382


1451

Vollendungsjahr der Reichesdorfer Kirche

Inschrift am Triumphbogen und eine Philaktere, die um einen Schlußstein des Mittelschiffes - der eine Schwurhand darstellt - geschwungen ist


1489

Der Reichesdorfer Pleban (Pfarrer) Blasius Petri studiert an der Wiener
Universität. Von 1492-1493 ist er auch Dechant des Mediascher Kapitels.

Gemot Nussbächer, „Die Woche"


1503

Der Reichesdorfer Pleban Blasius Petri wird erneut erwähnt. Er schenkt einem Hermannstädter Geistlichen ein im Jahre 1471 in Venedig gedrucktes Buch.

Gernot Nussbächer, „Die Woche"


1505
-
1529

Petrus Wol, Doktor der Dekrete, ist Pleban in Reichesdorf. Er spielte im
Mediascher Kapitel eine große Rolle und war zuletzt auch Generaldechant.

Gemot Nussbächer, „Die Woche"


1510 

Im Mediascher Stadtbuch über Steuereinnahmen erscheint für Reichesdorf erstmals die deutsche Bezeichnung RICHESTORFF. Reichesdorf steht an fünfter Stelle als Steuerzahler im Rahmen der zwei Stühle Mediasch-Schelk.

1. Birthälm 31 Mark
2. Mediasch 28 Mark
3. Meschen 24 Mark
4. Hetzeldorf 16 Mark
5. Reichesdorf 14 Mark

Gemot Nussbächer, „Die Woche"


1516

Erstellungsjahr der Sakristeitür in der Reichesdorfer Kirche

Inschrift 1516 über dem Wappen


1525

Schuldschein ausgestellt in Mediasch von dem Woiwoden Johann Zapalya. Dieser leiht von den Pfarrern Lukas aus Birthälm, Petrus Wol aus Reichesdorf und Lazarus aus Hetzeldorf 100 Gulden in der Hoffnung auf Rückzahlung in sechs Wochen. In der Urschrift ist der Reichesdorfer Pfarrer Petro de Ryhonfaiva genannt.

Johann Michael Salzer, „Der königliche freie Markt Birthälm in Siebenbürgen", Seite 92,
Urkunde 37



1513
-
1526 

Mediascher Stadtbuch über Steuerleistungen:
Reichesdorf zahlt in dieser Periode 2 1/4 Zahlhäuser (soviel wie Hetzeldorf und Pretai), Mediasch, Birthälm und Meschen zahlen je 4 Zahlhäuser.

Gemot Nussbächer, „Die Woche"


1529
-
1540

Als Reichesdorfer Pleban wird Martin Huet aus Hermannstadt genannt.
- Von 1501-1505 hat er in Wien studiert und den Grad eines Magisters der freien Künste erworben
- 1508 war er Pleban in Hamlesch
- studiert erneut und erwirbt 1519 in Bologna den Titel Doktor der Rechte
- 1521-1529 Pleban in Hermannstadt, dann in Reichesdorf

Gernot Nussbächer, „Die Woche"


1532 

Reichesdorf erscheint auf der von Johannes Honterus herausgegebenen Karte Siebenbürgens.

Gemot Nussbächer, „Die Woche"


1532

Bevölkemngszählung: Reichesdorf steht an sechster Stelle im Rahmen der zwei Stühle:

1.Birthälm 345 Wirte 4. Kleinschelken 175 Wirte
2. Mediasch  286 Wirte 5. Hetzeldorf  160 Wirte
3.Meschen  235 Wirte 6. Reichesdorf  152 Wirte

Gernot Nussbächer, „Die Woche"


1549
-
1590

An der Oberstufe des Honterusgymnasiums in Kronstadt studieren in dieser Periode 24 gebürtige Reichesdorfer. Damit steht Reichesdorf an sechster Stelle von allen Ortschaften des Sachsenlandes und vor Schäßburg:

1. Kronstadt 150 Schüler 5. Birthälm  28 Schüler
2. Hermannstadt 50 Schüler 6. Reichesdorf 24 Schüler
3. Bistriz 41 Schüler 7. Schäßburg 22 Schüler
4. Mediasch 32 Schüler

Gemot Nussbächer, „Kleine Heimatkunde"


1555

Aus einer von König Ferdinand II. unterzeichneten Urkunde geht hervor, daß Reichesdorf das Marktrecht und eigene Gerichtbarkeit zugesprochen wurde. Die Ortschaft wird in dieser Urkunde als Oppidum (Markt) bezeichnet. Es werden der Richter und Geschworene genannt.

Gernot Nussbächer, „Kleine Heimatkunde"


1559

Die Nationsuniversität verfügt im Auftrag von Kömgin Isabella, daß
Reichesdorf in zweiter Instanz an den Königsrichter und in dritter Instanz an den Mediascher Magistrat zu appellieren hat. Es gibt einen Marktgemeinderichter von Reichesdorf, der für Zivilstreitigkeiten zuständig ist. Kriminalfälle können nur in Gegenwart des Königsrichters oder seines
Stellvertreters entschieden werden.

Gernot Nussbächer, „Kleine Heimatkunde"


1557
-
1573

Reichesdorfer Pfarrer ist Mathias Glatz. Er war ein enger Mitarbeiter von
Johannes Honterus und auch Generaldechant.

Gemot Nussbächer, „Kleine Heimatkunde"


1560
-
1562

Erste geschichtliche Erwähnung eines Schulmeisters in Reichesdorf, es ist der Hermannstädter Georg Melas, der vom Pfarrer Mathias Glatz berufen wurde.

Gemot Nussbächer, „Die Woche"


1561

Weilte König Johann II. Sigismund Zapalya in Reichesdorf, wohl um dem dort residierenden damaligen Generaldechanten Mathias Glatz nach der
Mediascher Synode vom Februar 1561 einen Besuch abzustatten.

Gernot Nussbächer; „ Kleine Heimatkunde "


1586

Der Reichesdorfer Daniel Urdesius studiert in Frankfurt an der Oder.

Gernot Nussbächer, „Kleine Heimatkunde"


1578

Regelung durch die Nationsuniversität: Die Reichesdorfer Handwerkerzünfte werden den Mediascher Oberzünften unterstellt. Zeugnis, daß es in Reichesdorf Zünfte gegeben hat.

Gernot Nussbächer, „Kleine Heimatkunde"


1579

Angaben über Steuerleistung und Türkenkontribution:
1. Birthälm 41/2 Zahlhäuser  337 Fl. 40 Dr.
2. Mediasch 3 Zahlhäuser 225 Fl.
3. Reichesdorf 25/8 Zahlhäuser 196 Fl. 88 Dr.
Türkenkontribution:
1. Birthälm 900 Fl.
2. Mediasch  600 Fl.
3. Reichesdorf 525 Fl.

Johann Michael Salzer, „Der königliche freie Markt Birthälm in Siebenbürgen", Seite 274


1586

Es werden erneut Türkenabgaben festgelegt:
1. Birthälm 1.044 Fl.
2. Meschen     841 Fl.
3. Mediasch    696 Fl.
4. Reichesdorf     609 Fl.

Johann Michael Salzer, „Der königliche freie Markt Birthälm in Siebenbürgen", Seite 274


1593

Die Reichesdorfer und die Mediascher Schusterzünfte regeln ihre Beziehungen zueinander.

Gernot Nussbächer, „Kleine Heimatkunde"


1598
-
1603

Der Schäßburger Laurentius Kusch, ehemaliger Honterusschüler von 1574, ist Reichesdorfer Pfarrer.

Gernot Nussbächer, „Die'Woche"


1600

Die Gemeinde Reichesdorf, die Kirchenburg, das Pfarrhaus und die Kirche, werden während des Bürgerkrieges ausgeplündert. Der Ort und das Pfarrhaus werden auch niedergebrannt.

Archiv des ev. Pfarramtes A.B. Reichesdorf'- Gedenkbuch 2


1634

Das Chor der Kirche wird restauriert.

Inschrift an der Nordmauer des Chores.


1644

Die Holztüre des Südeinganges wird erstellt.

Jahreszahl in der Türe eingeritzt.


1644 

Den 29. Oktober werden in Reichesdorf 17 Häuser durch Feuer zerstört.

Eugen Trauschenfels, „Deutsche Fundgrube der Geschichte Siebenbürgens", Seite 48


1661
-
1679

Daniel Baussner ist Pfarrer in Reichesdorf. Von 1679-1682 ist er Superintendent und Birthälmer Pfarrer.

Johann Michael Salzer, „Der königliche freie Markt Birthälm in Siebenbürgen", Seite 407


1690
-
1720

Starker Rückgang der Bevölkerungszahl auch in Reichesdorf durch Seuchen und Kurutzenkriege. Aus einem Verzeichnis des Mediascher Stuhles gehen folgende Zahlen hervor:

1. Birthälm 120 Wirte (345)
2. Meschen 95 Wirte (235)
3. Scharosch  44 Wirte
4. Reichesdorf 43 Wirte (152)
5.Hetzeldorf  10 Wirte (160)
6.Tobsdorf 10 Wirte

Die Ziffern in Klammer zeigen die Anzahl der Wirte bei der Zählung aus dem Jahr 1532.

Johann Michael Salzer, „Der königliche freie Markt Birthälm in Siebenbürgen", Seite 278


1694
-
1729

Martin Fleischer ist Pfarrer in Reichesdorf. Er hatte wärend der Kurutzenkriege die Pretiosen der Kirche und seine eigenen im Birthälmer Kastell versteckt.

Johann Michael Salzer, „Der königliche freie Markt Birthälm in Siebenbürgen", Seite 221 und 452


1702

Der größte Teil von Reichesdorf brannte nieder, ebenso das Pfarrhaus mit allen Nebengebäuden, das Predigerhaus, der Glockenturm mit Turmuhr und 4 Glocken, alle Baulichkeiten der Kirchenburg.

Archiv des ev. Pfarramtes A.B. Reichesdorf, Gedenkbuch 6


1702 

Die Gemeinde Reichesdorf erhält von allen Kapiteln der Evangelischen Kirche A.B. eine Unterstützung von 207 Fl.

Archivdes ev. Pfarramtes A.B. Reichesdorf, Kirchenrechnungsbuch


1704

Die Kurutzen plündern den Ort aus und rauben aus der Birthälmer Kirchenburg  die dorthin von den Reichesdorfern in Sicherheit gebrachten Habseligkeiten.

Johann Michael Salzer, „Der königliche freie Markt Birthälm in Siebenbürgen", Seite 407


1705

Die Kurutzen überwintern auf dem Pfarrhof in Reichesdorf und richten im Ort und in den Weinbergen großen Schaden an.

Archiv des ev. Pfarramtes A.B. Reichesdorf, Gedenkbuch 6


1735 

Die alte Westempore (das alte Purschenglater) wird mit einer neuen Brüstung versehen.

Inschrift auf der Brüstung


1775

Der Altar wird durch den Schäßburger Bildhauer und Maler Johann Folbarth errichtet.

Inschrift am Altar


1788

Die neue Orgel wird durch Daniel Prause gebaut und aufgestellt.

Inschrift auf der Rückwand der Orgel


1847 

Auf die Kirche wird das kleine Türmchen (Dachreiter) gesetzt. Der alte mit Schindeln gedeckte Turm, der bis dahin an der Stelle stand, wird abgetragen.

Daniel Bruckner, „Chronik"


1861

Der alte Glockenturm wird mit 5 Klaftern (9,5 Meter) erhöht und neu eingedeckt.'

Daniel Bruckner, „Chronik"


1879

Wird eine neue große 20-Zentner-Glocke durch den Schäßburger Meister
Manchen gegossen und ins Gestühl gehoben. Sie ersetzt die 14 Zentner schwere Glocke, die gesprungen war.

Daniel Bruckner, „Chronik"


1883
-
1884

Commassierung des Grundbesitzes

Daniel Bruckner, „Chronik"


1890 

Die neue Schule wird gebaut. Die alte 1850 erbaute Schule (das jetzige
Gemeindehaus) wird an die politische Gemeinde verkauft.

Daniel Bruckner, „Chronik"


1895 

Das Innere der Kirche wird mit Hilfe des Ortsfrauenvereines renoviert.

Inschrift an der Nordwand des Chores


1908 

Drei neue Glocken werden gegossen (10 Zentner, 5 Zentner und 3 Zentner) und ins Gestühl gehoben. Die alten Glocken (außer dem Totenglöckchen aus dem Jahre 1708) werden eingeschmolzen. Diese Glocken wurden im Laufe des l. Weltkrieges vom Turm gestürzt und von der österreichischen Regierung für Kriegszwecke genutzt.

Daniel Bruckner, „Chronik"


1910

Der große neue Festsaal samt Nebenräumlichkeiten wird gebaut.

Daniel Bruckner, „Chronik"


1922 

Werden drei neue Glocken, die auch heute noch im Gestühl hängen, gegossen.

Inschrift auf den Glocken


1930 

Anschluß der Gemeinde. Reichesdorf an das elektrische Stromnetz. In
Gemeinschaftsarbeit wurde - zusammen mit Birthälm und Niemesch - eine Hochspannungsleitung zwischen Elisabethstadt und der Schlattner-Hill finanziert.


1945

Deportation unserer Landsleute zur Zwangsarbeit nach Rußland. Enteignung des Grundbesitzes durch die Agrarreform.


1956

Anschluß der Gemeinde an das Erdgasnetz in Neudorf.


a
Andreas Nemenz (+01.10.2005)
 

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